JÁCHYMOV WASSER
4. 6. 2021
Die mittelalterlichen Bergleute kannten und nutzten den Reichtum von Joachimsthal in Form von Radonwasser. Schon in den Schriften der Joachimsthaler Bergbauärzte finden wir Hinweise darauf, dass sie bei schmerzhaften Erkrankungen in die überfluteten Teile der Gruben gingen, um zu baden. Sie beobachteten, dass das Wasser ihre Schmerzen teilweise linderte. Allerdings musste das Wasser mehrere Jahrhunderte warten, bevor seine wahre Bedeutung erkannt wurde.
Das Radonwasser im Grundgestein von Joachimsthal entsteht durch das Zusammenwirken" von Wetter und geologischen Bedingungen. Regenwasser fließt in Klüften und Gangstrukturen im Granitmassiv mit Dolomit-, Karbonat- oder Quarzfüllungen der Erzgänge bis in eine Tiefe von etwa einem Kilometer. Die wichtigsten Adern sind hier der Geschieber und der Evangelist. Es ist dieses Versickern durch das Adersystem, das Regenwasser in Heilwasser verwandelt. Beim Zerfall von Radium entsteht Radon, ein leichtes Gas, das das Wasser heilkräftig macht. Experten der Karls-Universität schätzen das Alter des Wassers, in dem die Kurgäste heute baden, auf 30 bis 35.000 Jahre. Radon 222 im Wasser ist eine Quelle für weiche ionisierende Alphastrahlung, die durch den Zerfall von Radium und Uran entsteht. Es wurde 1900 von Friedrich Dorn entdeckt und der Name Radon stammt aus dem Jahr 1923. Es ist ein farbloses, geschmack- und geruchloses Gas. Das im Wasser enthaltene Radon-Isotop 222 dringt überhaupt nicht in die Blutbahn ein und die biologische Halbwertszeit (die Zeit, die Radon braucht, um aus dem Körper ausgeschieden zu werden) beträgt 20 Minuten. Dies ist die Länge eines einzigen Bades, und daher müssen sich die Spa-Kunden keine Sorgen machen, dass sie Radon "wegtragen". Der Radongehalt des Bades ist völlig unbedenklich. Auch zur Sicherheit und Eignung der Behandlung wird der Klient vor Beginn der Behandlung einer klinischen und biochemischen Untersuchung unterzogen. Der therapeutische Bereich des Radongehalts in den Bädern im Heilbad Joachimsthal beträgt 4,5 - 5,5 kBq pro Bad, bei 10 - 20 Bädern pro Behandlungszyklus.
Ursprünglich wurden die Quellen von Štěpovo aus der Grube Rovnost zum Baden genutzt. Das Wasser aus ihnen wurde von dem pensionierten Bergmann Josef Prenning in einem Schuppen auf dem Rücken zum Haus des Bäckers Kuhn gebracht. Später wurden diese Quellen in die Halle des Kurhauses (heute Agricola) gebracht, wo sie für Trinkkuren genutzt wurden. Später wurde die Curie-Quelle im Bergwerk Svornost genutzt, die jetzt aber erschöpft ist. Diese Quelle war für die Überflutung von Svornost "verantwortlich", weil Bergleute beim Ausheben der Grube auf sie stießen. Die Sohle der Grube selbst liegt nun tiefer als die ausgebeutete Tiefe der Mine. Heute wird die Grube Jáchymov von den Quellen Hildebrand (entdeckt 1926), Becquerel (1928), Prokop, Evangelista, HE 1 (alle 1952) und HG 1 (umbenannt in Běhounek am 3. Mai 1952) genutzt. Die letzte Quelle trug den Namen Agricola und wurde im Jahr 2000 gefunden. Während die Quellen Curie, Hildebrand und Becquerel zufällig entdeckt wurden, sind die anderen bereits durch Bohrungen ins Visier genommen worden. Die Bohrplattform musste an der Oberfläche demontiert, nach unten gebracht und in den ausgehobenen Hohlraum gefaltet werden. Die einzige Wasseraufbereitung ist die Erwärmung im Gegenstrom. Hier wird auch das Wasser aus den verschiedenen Quellen gemischt. Diese Quellen haben unterschiedliche Temperaturen und vor allem einen unterschiedlichen Radongehalt.
Nach überlieferten Berichten war der erste Mensch, der in dem Wasser aus dem Joachimsthaler Untergrund außerhalb der Gruben selbst badete, Kaiser Matthias II. im frühen siebzehnten Jahrhundert. Nach der Entdeckung des Radiums im Jahr 1898 wurden Abfälle aus einer Uranfarbenfabrik verwendet, um das Wasser künstlich zu radioaktivieren. Schon damals vermutete man, dass Radiumwasser therapeutische Wirkungen hat. Deshalb bat der Leiter der Zweiten Inneren Klinik des Allgemeinen Krankenhauses in Wien, Hofrat Prof. Eduard Neusser, die Bergbauverwaltung in Joachimsthal um die Zusendung von 1/2 Tonne dieses Abfalls. Am 7. Januar 1904 kamen die Physiker Stefan Meyer und Heinrich Mache aus Wien in Joachimsthal an. Sie sollten die Radioaktivität des Wassers in der Stadt mit anderen Quellen in den tschechischen Bädern vergleichen. Am Kopf der Schweizer Ader (zweiter Stock des Werner) entdeckten sie das bis dahin radioaktivste Wasser der Welt - 2500 bq/l. Allerdings hat der obere Manager Ing. Josef Štěp entdeckte im Rahmen seiner privaten Forschung weitere Quellen auf der Daniel-Sohle desselben Bergwerks, die bis zu 7000 bq/l aufwiesen. Diese Quellen wurden später nach ihrem Entdecker benannt und sind das am stärksten radioaktive Wasser, das jemals auf der Welt entdeckt wurde. Die Temperatur des Wassers betrug 10,5 Grad und der Durchfluss 13 l/min. Später, beim Abbau der Erze nach 1945 über der Daniel-Sohle, verschwanden die Quellen. Štěps Entdeckungen wurden in Wien bemerkt, so dass der Reichsminister Graf Buquoy Štěp nach Wien einlud. Auf Štěps Vorschlag hin wurden auch Vertreter der Stadt eingeladen und Štěp brachte erstmals die Möglichkeit der Errichtung eines Kurortes zur Sprache. Während Ing. Štěp setzte seine Forschungen unter Tage fort und entdeckte die Radioaktivität, MUDr. Leopold Gottlieb untersuchte die Wirkung des Wassers in den ersten Bädern.
Täglich fließen 550 m³ Radonwasser aus Svornost in die Kurhäuser. Davon werden 350 m³ für therapeutische Bäder und der Rest für den Betrieb der Wärmepumpen in Svornost verwendet. Das Bergwerk wird noch für weitere Quellen, verschiedene Reparaturen, Erkundung alter Grubenbaue usw. erforscht. Die jüngste Quelle ist Agricola aus dem Jahr 2000, und die tiefste Bohrung, die aus einer Tiefe von 500 Metern niedergebracht wurde, misst 334,6 Meter. Sie endet damit etwa 77 Meter unter dem Meeresspiegel. In der zwölften Etage von Svornost finden wir auch einen Seismographen, der hier vom Geophysikalischen Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik aufgestellt wurde.
Radon 222 Radon geht beim Transport von der Mine zu den Bädern nicht verloren, da das Wasser von der Quelle bis zum Bad in Leitungen hermetisch abgeschlossen ist. Der Radongehalt wird sowohl an der Quelle als auch vor dem Bad selbst gemessen. Aus diesem Grund verfügt der Kurort über ein eigenes Dosimetrie-Labor. Aufgrund der Zusammensetzung des Wassers sind 3-mal weniger Bäder nötig, um den gleichen therapeutischen Effekt zu erzielen als in anderen Radonwasserbädern.
In der zwölften Etage des Bergwerks Svornost befindet sich ein Rückhaltebecken, in das das Wasser aus den Bohrlöchern unter eigenem Druck über Rohre fließt. Von hier aus wird das Wasser bis zu 390 Meter auf den Boden der Barbora gepumpt. Hier befindet sich ein weiterer Stausee. Das Wasser fließt dann per Schwerkraft durch ein 2.880 Meter langes Rohr im Stollen zum Portal des Curie-Stollens. Kurz vor der Mündung befindet sich ein Stausee, der teilweise über die Oberfläche hinausragt. Von hier aus wird es zu den einzelnen Kurhäusern gepumpt - Běhounek, Radium Palace, Agricola und Curie.