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PATRIZISCHES HAUS NR. 8 - Haus der Familie Schlick

4. 6. 2021
osmicka.jpgObwohl die Bedeutung dieses Hauses über die Region hinausgeht und es Bestandteil einer umfassenden Gruppe von Gotik-Renaissance-Häusern von europäischer Bedeutung ist, ist sein Zustand nicht zufriedenstellend. Die historische Bausubstanz des Hauses und die architektonischen Besonderheiten wie die geschnitzten Balkendecken, das Mauerwerk, die Gewölbe und nicht zuletzt die Renaissance-Malerei im Außen- und Innenbereich machen es zu einem der bedeutendsten Gebäude der Stadt. Leider sieht es nicht so aus. Ein statischer Riss im Giebel, ungesicherte Fresken, ein bröckelndes Hof(hinter)haus, ein kaputtes Gewölbe in der Passage und langsam einstürzende, von holzbohrenden Pilzen befallene Balkendecken.
 
GESCHICHTE
 
Der Bau des Hauses wird direkt dem Mitbegründer der Stadt, Štěpán Šlik, zugeschrieben. Sie ist bereits 1520 dokumentiert. Zu dieser Zeit wurde es wahrscheinlich im spätgotischen Stil mit einem Fachwerk-Obergeschoss gebaut. Beim ersten großen Brand im Jahr 1538 brannte sie zum ersten Mal ab. Danach wurde es im Stil der Renaissance umgebaut. Beim großen Stadtbrand am 31. März 1873 brannte das Dach des Hauses ab, die Flammen drangen aber nicht ins Innere vor. Davon zeugen die erhaltenen Balkendecken. Der Kern des Hauses wurde durch die Verwendung von zeitgemäßen Brandschutzelementen geschützt - dazu gehörte die Beschichtung der Holzkonstruktionen mit einer dicken Fettschicht und die Verwendung von gemauerten Einbauten (Dachziegeln) im Dachgeschoss des Hauses. Bei späteren Umbauten des Hauses wurde das ursprüngliche Renaissance-Kranzgesims durch ein neues ersetzt, ein Teil davon ist jedoch erhalten geblieben. Auch die Hoffassade hat bei den Umbauten der Hofgebäude einige Veränderungen erfahren, vor allem das Hinterhaus, das den Keller ersetzt. Im Jahr 1981 brach in der Hausnummer 9 ein Brand aus, als die Flammen über die Einmündung (eine schmale Treppe, die den Platz mit der Mincovní-Straße verbindet) auf das Dach des Hauses übersprangen, das daraufhin abbrannte. Diesmal leider mit den Decken der ersten Etage. Obwohl ein mit Faserzementschablonen gedecktes Notdach errichtet wurde, wurde es nie wieder aufgebaut und das Gebäude ist seither baufällig. Die Baufälligkeit wurde dadurch verstärkt, dass Metalldiebe die Metallabdeckungen der Dachabläufe stahlen und das Gebäude undicht wurde. Auch die Fenster- und Türöffnungen waren lange Zeit offen, so dass das Gebäude lange Zeit der Witterung ausgesetzt war.
 
PORTAL
 
Steinportal sächsischen Typs aus der Werkstatt von Jörg von Bamberg. Es handelt sich um ein Renaissanceportal mit spätgotischen Elementen, das zu den ältesten Steinarbeiten der Stadt gehört. Es ist in der Gestaltung mit dem Portal des Münzmeisterhauses verwandt, das leider abgerissen wurde und dessen erhaltene Reste sich im Lapidarium des Museums befinden, oder mit dem Portal des ebenfalls abgerissenen Hauses Nr. 112 in der Mathesiova-Straße. 
 
Die reich profilierte Verkleidung des Portals ist halbkreisförmig gewölbt, über dem Portal befindet sich ein doppeltes Oberlicht mit einem Flechtgitter. Das doppelte Oberlicht ist eine Spezialität des Joachimsthaler Mauerwerks, anderswo wird nur eines verwendet. An den Seiten der Verkleidung befinden sich ebenfalls reich profilierte Halbsäulen, die ein Dachgesims tragen. Dieses Gesims wird zusätzlich von sechs Konsolen getragen.
 
BESCHREIBUNG
 
Das Haus hat zwei Stockwerke und ist über die Traufe zur Straße hin ausgerichtet. Die Hauptstraßenfront wird durch vier Joche mit gruppierten Fenstern gebildet. Die dritte Achse auf der linken Seite hat ein Eingangsportal. In der hinteren rechten Achse sind die Reste eines weiteren, wahrscheinlich barocken Portals zu sehen, nachdem der Putz abgefallen ist. Die Fensteröffnungen selbst sind modern. Im ersten Stock ist in der ersten bis dritten Achse von links die ursprüngliche Renaissance-Profilierung mit überlappenden Stäben erhalten. In der Achse ganz rechts wurde das Verbundfenster modernisiert.
 
An der Hoffassade sind das ursprüngliche Portal mit segmentförmiger Nische und drei Fensteröffnungen erhalten. Eine im Erdgeschoss und zwei in der ersten Etage. Original sind auch das kleine Fenster mit Gitter zum Abstellraum unter der Treppe und das Fenster auf dem Treppenabsatz mit einem schmiedeeisernen Gitter. Die Giebelansicht hat ein ursprüngliches Rundbogen-Giebelfenster und ein modernes Verbundfenster.
 
Das Hofhaus wurde durch Seitenflügel mit einem Fachwerkgeschoss mit dem Hauptgebäude verbunden. Dieser Teil des Gebäudes fiel jedoch der spontanen Zerstörung zum Opfer und vom Hinterhaus ist heute nur noch das kellergewölbte Erdgeschoss erhalten.
 
EXTERIOR
 
Der gotisch gewölbte Durchgang hat ein statisch gestörtes Gewölbe, auf dem Teile der Renaissance-Malerei spontan freigelegt wurden. Die Räume im Erdgeschoss haben erhaltene Renaissance-Schnittbalkendecken, die am Rande ihrer Lebensdauer von einem hölzernen Notgerüst getragen werden. Eine der Decken ist mit einer barocken Schilfrohrdecke mit Malereien bedeckt, die sich allerdings durch Regenwasser und mangelnde Pflege selbst zerstört. Auch die Trennwände der Räume werden zerstört. Die geschnitzte Renaissance-Steinbalustrade am oberen Ende der Treppe ist unwiederbringlich zerstört worden. Die ursprüngliche Treppe zum Dachgeschoss ist mit einem Firstgewölbe versehen. Im ersten Stockwerk wurden in mehreren Räumen Fresken aus der Renaissance (ein Kaufmann, ein Hahn und andere) freigelegt. Diese Fresken wurden mit Stoffen befestigt, die aber heute ihre Lebensdauer überschritten haben und ihre Schutzfunktion nicht mehr erfüllen, was den allmählichen Verfall der Gemälde verursacht.