BIBLIOTHEK DER LATEINSCHULE
3. 6. 2021
Nach der Gründung der Stadt gab es nicht nur einen enormen Aufschwung im Bergbau und das Wachstum der Stadt zur zweitbevölkerungsreichsten Stadt des Königreichs, sondern auch die Bildung kam mit ihr. Bereits im Jahre 1519 wurde in Joachimsthal eine Lateinschule zum Zwecke der Bildung gegründet. Eine lateinische Bibliothek wurde im Jahr 1524 in das Gebäude integriert. Im Jahre 1534 wurde der Stadtprediger Johan Mathesius Rektor der Lateinschule, der auch als Begründer des ältesten Standesamtes in unserem Gebiet und als Gründer der Stadtchronik bekannt ist.
Eine weitere interessante Besonderheit der hiesigen Bibliothek ist, dass sie von Anfang an nicht nur für die Bedürfnisse der Schüler der Lateinschule, sondern auch für Ärzte, Bergbeamte und Bergleute gedacht war.
Die Bibliothek und die Schule wurden 1627 als Nest des Protestantismus im Rahmen der Rekatholisierung der Stadt geschlossen. Zu ihrer Zeit war die Bibliothek nicht nur ein Zeugnis für die Bildung der städtischen Elite und den Humanismus, sondern auch für den Reichtum der Stadt.
Im Jahre 1871 wurden die Überreste der Bibliothek auf dem Dachboden des Rathauses (bedeckt mit Unrat, Schutt und Schnee) von Karl Siegl (1851-1943), dem Direktor des Egerer Stadtarchivs und gebürtigen Joachimsthaler, entdeckt. Er war ursprünglich auf der Suche nach der sogenannten Šlikov-Bibliothek. Nachdem er die Bücher entdeckt hatte, begann er sofort eine Liste zu erstellen, die er dem Bergmeister Florian Vogl (1818-1896) übergab. Der zufällige Fund der Bücher rettete sie tatsächlich, denn bereits 1873 suchte ein katastrophaler Brand die Stadt heim, dem auch das Rathaus zum Opfer fiel. Die Bücher wären unbemerkt verloren gegangen.
Aus der Bibliothek haben sich 232 Bücher mit 358 Werken erhalten, von denen 52 vor 1500 gedruckt wurden - es handelt sich um europäische Erstausgaben (Inkunabeln). Ein Drittel der Bibliothek besteht aus theologischen Schriften, ein weiteres Drittel sind die Schriften der antiken Klassiker, der Rest sind Wörterbücher, astronomische und astrologische Werke, Kalender und Schriften zur Naturgeschichte oder Botanik. Ein Teil der Bibliothek ist im Museum im ehemaligen Münzgebäude ausgestellt. Zurzeit (2019) beendet die Stadt Joachimsthal die Rekonstruktion der Kellerräume des Rathauses, in denen eine der lateinischen Bibliothek gewidmete Ausstellung eingerichtet werden soll.
Hier finden Sie z.B. die Schriften von Sarepta von Mathesius oder das Epos Das Joachimsthaler Bergbüchlein von Hans Ruthard. Das jüngste Buch ist die Cosmographia von Sebastian Münster aus dem Jahr 1629. Eine Besonderheit ist die illuminierte deutsche Bibel von 1475, das wertvollste Werk ist wohl das hebräische Alte Testament - ein handschriftlicher Codex von 464 Pergamentseiten von Eliezer ben Issak aus dem zwölften Jahrhundert. Auch Agricolas Zwölf Bücher über den Bergbau aus dem Jahr 1557 ist hier zu finden. Die Bibliothek enthält auch Homers Illias von 1535, zwei Bände geistlicher Lieder Cantica Sacra von Nickel Hermann, eine 1479 in Venedig gedruckte lateinische Bibel und die 1486 in Ulm erschienene Cosmographia des Ptolemäus mit 32 Farbkarten.
Eine öffentliche Bibliothek wurde in der Stadt in den Jahren 1540-41 durch den Bürgermeister Štěpán Hacker errichtet. Ein interessantes Merkmal dieser Bibliothek war die gedruckte Ausleihordnung.