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HANDSTEIN

3. 6. 2021
handstein.jpgDer Name dieser Objekte - Handstein - kommt aus dem Deutschen und bezieht sich auf ein Mineral oder ein Stück Erz von hervorragendem Aussehen und Qualität, das ein Bergmann mit einer Hand aufheben konnte. Auch der lateinische Name Lápis manualis ist eine reine Übersetzung aus dem Deutschen.
 
Das Erz (meist Silber und Zinn, später Kupfer und Polymetall) wurde dann von einem Goldschmied zu einem Kunstwerk verarbeitet, wobei die Basis vergoldetes Silber oder Edelhölzer waren.
 
Auf den Handsteinen wurden meist religiöse Szenen oder Bergbauszenen mit religiöser Überlagerung dargestellt. Sie wurden in Kuriositätenkabinetten in Adelshäusern ausgestellt.
 
Die ältesten Handsteins stammen aus Joachimsthal und wurden nach 1520 von Conzem Welcz hergestellt. Der bekannteste Künstler war Caspar Ulich, der im dritten Viertel des 16. Jahrhunderts in Joachimsthal arbeitete.
 
Die Wiederbelebung oder besser gesagt Wiedereinführung der Produktion geht auf das 18. Jahrhundert zurück und fand in vielen Orten statt - Příbram, Kremnica, Banská Bystrica oder Banská Štiavnica. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die kostbaren Erze durch Holz, Moos, Rinde, Baumharz, laminierte Leinwand oder sogar Papier ersetzt.
 
TYPEN VON HANDSTEINEN
 
Der frühe oder Joachimsthaler Handstein bestand aus einem Stück Mineral, das teilweise bearbeitet und mit Figuren oder verschiedenen Gegenständen versehen war. So begegnen wir zum Beispiel Kalvarienbergszenen mit dem gekreuzigten oder triumphierenden Christus, Darstellungen von Golgatha und dem Garten Gethsemane mit dem betenden Christus und dem Kreuzweg mit dem kreuztragenden Christus. Nach der Reformation wird das Motiv der Vertreibung aus dem Paradies, die Erschaffung Evas oder ein Paar von Motiven auf gegenüberliegenden Seiten der Handstöcke, wobei ein Motiv alttestamentlich und das andere neutestamentlich ist, verwendet.
 
Begleitfiguren stellen dann die Bergleute einschließlich ihrer Ausrüstung dar oder Figuren, die thematisch zum Thema passen. Es gibt aber auch Handsteins, die Kapellen, Schlösser oder Bergwerke darstellen.
 
Die Basen dieser Handsteins werden dann durch becherförmige Füße mit breiter Basis gebildet. Eine Besonderheit waren kleine Handschuhe, die als Amulette getragen wurden.
 
Spätere Handsteins (nicht aus Joachimsthal). Diese Handsteine sind in der Regel aus mehreren Gesteinsbrocken zusammengesetzt und in der Breite ausgebreitet. Einige wenige sind sogar so groß wie eine Tischplatte, häufiger ist es ein größeres Tablett. Auf den Sockeln befinden sich oft Figuren von Trägern, z.B. Bergleuten, die den Handstein selbst in der Hand oder sogar auf dem Kopf tragen.
 
Der Handstein stellt hier Modelle von echten Burgen, einer Krippe, einer Stadt oder Handwerksbetrieben dar. Oft werden sie von zerkleinerten Kristallen von Edelsteinen begleitet. Eine besondere Kategorie sind dann Handsteins mit beweglichen Zahnrädern, bei denen die Begleitfiguren ihre charakteristische Tätigkeit ausüben.