ÜBER PECHBLENDE UND URAN
4. 6. 2021
Uran wurde im Jahr 1789 von Martin Heinrich Klaproth entdeckt. Genauer gesagt: Klaproth entdeckte das Uranoxid. Er benannte dieses neue Element nach dem Planeten Uranus, der von Herschel entdeckt wurde. Reines Uran wurde erst 1841 von Eugéne-Melchior Péligot durch Reduktion von Uranchlorid mit Kalium gewonnen.
Uran ist das letzte natürliche Element des Periodensystems mit der Ordnungszahl 92 und der Atommasse 238,08. Es kommt in der Natur in einer Reihe von Formen vor - über siebzig sind bekannt - sowohl in primären als auch in sekundären Formen. Primäre Uranminerale finden sich in Eruptivgesteinen als einfache oder zusammengesetzte Oxide. Die bekannteste davon ist die Pechblende (Nasturan). Sekundäre Uranminerale werden als Silikate, Uranglimmer, Karbonate oder Sulfate bezeichnet.
In Joachimsthal war die Pechblende als Pechblende, schwarze Blende, Teufelsstein oder Pechblende bekannt. Der Name pseudodogalena nigra compacta erscheint in lateinischen Schriften. Und seine Anwesenheit war einer der Gründe für den Niedergang der Minen. Als das Vorkommen von Pechblende zunahm, entdeckten die Bergleute zunehmend Nickel und Kobalt anstelle von Silber. Und schließlich nur noch Pechblende.
Aber der verhasste Stein (wie der Name schon sagt) wartete auf seine Gelegenheit. Bereits 1843 begann der industrielle Abbau von Pechblende. Dies war für die von Adolf Patera gegründete Uranfarbenfabrik. Jährlich wurden etwa 50 Tonnen Uranerz abgebaut.
Zunächst war Uranglas, also mit Uranfarbe gefärbtes Glas, nur ein kurioses Souvenir. Die ersten Berichte über diese Farben gehen auf das achtzehnte Jahrhundert zurück. Solches Farbglas zeichnete sich durch eine eigentümliche Zweifarbigkeit aus. Es hatte eine Farbe, wenn das Licht auf die Oberfläche traf und eine andere, wenn das Licht durch das Glas fiel (volles und leeres Glas). Es war der Chemiker Patera, der mit seiner Herstellungstechnik das ganze Verfahren perfektionierte und damit die industrielle Produktion dieser Farben ermöglichte. Davon zeugt zum Beispiel der Preis, der dem Joachimsthaler Chemiker auf der 37. Tagung der deutschen Ärzte und Naturwissenschaftler in Karlsbad 1862 verliehen wurde.
Ein weiterer Beitrag der Pechblende ist ihre Bedeutung im wissenschaftlichen Bereich.
1896 entdeckte H. Becquerel die Radioaktivität und 1898 entdeckten Pierre und Marie Curie Polonium und Radium. Auch diese Entdeckungen haben ihre Wurzeln in Joachimsthal. Diese Elemente wurden aus dem Abfall der Lackproduktion isoliert. Die Unterlagen zu den Lieferungen werden noch immer im SÚA in Prag aufbewahrt.
Marie Curie-Sklodowska entdeckte, dass Pechblende radioaktiv ist und Uran enthält. Allerdings waren die Uranfarben nicht radioaktiv und der Abfall ist bis zu dreimal radioaktiver als die ursprüngliche Pechblende. Sie und Pierre entdeckten nicht nur neue Elemente, sondern entwickelten auch einen Weg, diese zu Radiosalzen zu verarbeiten. Buchstäblich über Nacht wurde aus einem wertlosen Abfall ein unglaublich wertvoller Rohstoff. Im Jahr 1911 war zum Beispiel ein Gramm Radium 500.000 Mark wert. Radium wurde in Joachimsthal bis 1938 produziert und war ein weltweites Monopol. Jährlich wurden ca. zwei Gramm reines Radium produziert. Die maximale Produktion lag bei 3,5 Gramm im Jahr 1937.
Doch Pechblende und Uran verrieten noch nicht alles.
Im Jahre 1905 analysierten die Physiker J. Mache und S. Mayer die Heilquellen Karlovy Vary, Teplice, Mariánské Lázně und Františkovy Lázně. Auf Antrag des Ministerrats Ing. Josef Štěp, wurde auch eine Analyse der Quellen in der Grube Werner (Rovnost) in Jáchymov durchgeführt. Bei dieser Analyse wurde die starke Radioaktivität dieser Quellen festgestellt. Dies war auf das Vorhandensein von Radon zurückzuführen, einem leichten Gas, das durch den Zerfall von Radium in Pechblende entsteht.
Dieses Wasser dient schließlich, dank der Experimente von Dr. Gottlieb und Ing. Štěp bis heute für die Behandlung von Patienten im Heilbad Jáchymov.
Doch erst nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte das Uran sein größtes Potenzial. Nicht nur als mögliche Energiequelle, sondern vor allem als zerstörerische Kraft - in Form einer Atombombe. Damit stieg auch die Nachfrage nach Pechblende und dem darin enthaltenen Uran und verursachte das traurigste Kapitel in der Geschichte von Joachimsthal.
Zwischen 1945 und 1991 wurden über 100.000 Tonnen Uran in die Sowjetunion exportiert. Die Tschechoslowakei hatte also nichts von den riesigen Bodenschätzen, angeblich als Belohnung für die Befreiung. Außerdem wurden in Joachimsthal in den ersten zwanzig Jahren des sozialistischen Aufbaus Konzentrationslager für den Uranabbau eingerichtet, die sich nicht allzu sehr von denen der Nazis unterschieden. Häftlinge wurden zur Sklavenarbeit ohne jeglichen Schutz vor Radioaktivität eingesetzt. Die Minen wurden in dieser Zeit buchstäblich geplündert.
Das Kapitel Bergbau wurde nach respektablen 503 Jahren wohl endgültig geschlossen.